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Ein halbes Jahrhundert hinterm Eisernen Vorhang versteckt, in den Neunzigerjahren Schauplatz blutiger Bürgerkriege, Blutrache und Korruption der übelsten Art: Der Kaukasus weckte bei Westeuropäern bislang eher unangenehme Assoziationen. Doch heimlich, still und leise hat sich ein kleines Land dem Tourismus geöffnet und lockt Alpinisten wie Kajakfahrer mit Natur im XXL-Format: Willkommen in Georgien!
Ein so kleines Land mit solch großer Vielfalt: Klimazonen von subtropisch-feucht über gemäßigt-warm zu glazial und wüstentrocken, dazu Landschaftsformen für jeden Geschmack. Liebhaber sanfter Formen werden im kuppigen Bergland des Kleinen Kaukasus fündig, wer üppige Vegetation bevorzugt begibt sich im heiß-feuchten Adscharien auf die Suche nach seinem Paradies. Mit schroffen Formen und allerlei Gelegenheiten zu alpiner Betätigung heißt der Große Kaukasus Besucher willkommen. Der Reisende hat hier die Wahl zwischen touristisch recht gut erschlossenen Tälern, z.B. in Oberswanetien oder Kazbegi und den Flecken, die in kaum einem Reiseführer stehen, wie die versteckten Täler Ratschas oder einige abgelegenen Ecken Samogrelos.

Doch Georgien ist mehr als Klima und Geologie. Die monumentalen Landschaften sind nur Kulisse, das Herz der Reisenden öffnen die Bewohner dieses Landes. Wer im Hinterland der Türkei unterwegs war, weiß was Gastfreundschaft im Orient bedeutet. Das christliche Volk der Georgier steht seinen Brüdern im Süden in nichts nach. Wie oft haben sich schon die Türen bis dato wildfremder Familien geöffnet? Wie oft war der Tisch reich gedeckt mit den Köstlichkeiten des eigenen Gartens? Wie oft begegneten sich aufrichtige Blicke gegenseitiger Wertschätzung unter dem tönenden Klang georgischer Trinksprüche? Gaumajos!
Zuletzt noch einige Worte zur Geschichte, die das Land immer noch mit jeder Faser atmet. Georgien ist Heimat einer der ältesten Kirchen der Welt. Sehr viele der Georgier sind gläubige Christen und pflegen ihre religiösen Traditionen. Die Familie steht ganz oben auf der Leiter der Wertehierarchie. Die jahrzehntelange Überprägug durch den Sowjet-Kommunismus scheint das Bewusstsein für den Glauben der Väter eher gestärkt zu haben. Unter der Präsidentschaft Saakaschwilis, der die Politik des Landes an Europa und die USA anlehnte, hat sich Georgien mit hohem Tempo der Marktwirtschaft geöffnet. Zeugen des sozialistischen Ära sind dennoch allgegenwärtig. Plattenbauten in Tbilisi und anderen Städten, unzerstörbare Kamas-Laster auf den Dörfern, liebevoll gepflegte Wolga-Limousinen, die im Schritttempo über Pisten zuckeln, die kein Europäer seinem Mittelklassewagen zumuten würde. Nicht jede technische Innovation hat die Stürme der Geschichte überdauert: Kaum rückgebaute Industriebrachen, bislang nicht instandgesetzte und so nur noch im Allrad befahrbare Hauptstraßen sind Zeugen wirtschaftlichen Zusammenbruchs.

Dem Blick des Westeuropäers schmeicheln die oft ländlichen Szenen, durch die sozialromantische Brille fühlen wir uns ein gutes halbes Jahrhundert zurückversetzt. Nicht vergessen sollten wir, dass das Leben zwischen Deindustrialisierung und unverdorbener Natur (»Hier ist noch alles Essen bio!«) oft an Reiz verliert, wenn es zum Alltag wird. So ist es dennoch eine Aufgabe, nicht als weltfremder Westler aufzutreten, der zwei Wochen Urlaub von der Konsumgesellschaft macht, sondern den Realitäten im Gastland mit Unsicht und Respekt zu begegnen.
Toros Outdoors möchte diese Werte bei Konzeption und Durchführung seiner Reisen umsetzen. Wir laden euch ein mitzukommen! Während insgesamt fünf Sommerreisen haben wir uns im ganzen Land umgesehen und sind bereit, eure Kajakgruppe zu den schönsten Flüssen des Kaukasus zu führen. Hier ein Tourenvorschlag für Sommer und Herbst.
